Thomas Mann an Félix Bertaux

Zeitraum
Donnerstag, 4. September 1947
Datierung
4.9.1947
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Nach dreiwöchigem Aufenthalt in Holland, zur Hauptsache im »von 1939 her vertrauten und geliebten Noordwijk« arbeiten seine Frau und er sich »auf diesem bequemen, aber langsamen kleinen holländischen Boot etwas gelangweilt zurück durch die neblige Salzwüste«. Bedauert nochmals, B. in Paris nicht besucht und »alles Fragwürdige, die wirre Gegenwart, die dunkle Zukunft« durchgesprochen zu haben. Ist nicht nach Deutschland gefahren, »weil alle Zeichen dafür sprechen, dass man dort nach wie vor in nationalistischen, machtpolitischen ›terms‹ denkt und nur davon träumt, der Welt bald wieder die Faust zeigen zu können«. Hält es für gefährlich, jetzt allen Haß, wie einst auf Deutschland, nun auf Rußland zu lenken. Man könne Rußland im eigenen Land nicht besiegen, aber es »viribus unitis« samt Polen aus Deutschland wieder hinauswerfen. Dann sei es nicht undenkbar, in relativ kurzer Frist wieder ein Deutsch-Europa zu haben, das aber kein europäisches Deutschland sei. Das seien seine geheimen Gedankengänge. – Sie beabsichtigen, nach der Ankunft in New York »spornstreichs« in ihren kalifornischen Winkel weiterzufahren. Beneidet seinen Bruder Heinrich, der soviel Trubel, »das Leben eines Komödianten und Podiums-Virtuosen«, nicht auf sich lädt, sich nicht »von Frau Welt an der Nase führen läßt!«

Erwähnungen

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