Thomas Mann an Hans Reisiger
- Zeitraum
- Donnerstag, 4. September 1947
- Datierung
- 4.9.1947
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Befindet sich auf dem kleinen holländischen Dampfer und erzählt von seiner viermonatigen Reise von Amerika nach Europa. Ist immer wieder verliebt in die Schweiz, obwohl man ihm dort 1940 wohl die kalte Schulter gezeigt hätte. Schrieb während seines 10tägigen Aufenthalts in Noordwijk aan Zee das Vorwort zu den neuen Holzschnitten Frans Masareels. »Er besuchte mich in Zürich, netter Mann, ganz der klassenlose, auf Erden sympathisch mittuende Künstlerbursche, den er immer zeichnet.« Hat Deutschland nicht besucht, weil ihn die dortige politische Atmosphäre abschreckt, hat sich aber nie als Deserteur gefühlt, besonders nicht, als er seinen ›Doktor Faustus‹ schrieb. Dieser Roman wurde in einem Zustand tiefer Erregung und Aufgewühltheit geschrieben, er mußte darin manches ihm Nahestehende preisgeben. Unter diesen montagehaften Vorkommnissen befindet sich auch das Portrait R.’s in der Figur Rüdiger Schildknappe, wodurch jedoch mehr eine »karikierende Halbwirklichkeit« zustande gekommen sei. Er hofft, dass sich ihm die Erschütterung, in der das Buch geschrieben wurde, bei der Lektüre mitteile und dass darin die Mißgefühle über das Portrait untergehen möchten.
