Thomas Mann an Hugo Markus
- Zeitraum
- Donnerstag, 18. September 1947
- Datierung
- 18.9.1947
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Erhielt durch Frau Dr. Ilgenstein M.’s Schrift ›Metaphysik der Gerechtigkeit‹. Zuerst fand er die Abhandlung etwas »trocken«. Bei den Sätzen über »die Nutzung der Zeit aus Unsterblichkeitsverlangen« sei seine Anteilnahme und Betroffenheit immer stärker geworden. Geht ausführlich auf den Inhalt des Buches ein. Ist berührt von dem, was M. über die »Theodice und Diabolik« bei Goethe und Nietzsche und ihr Verhältnis zur »Illusion« und zum »Wert« sagt. Das Buch sei kraftvoll, fachkundig und zeitkritisch. »Das Böse aber haben wir kennen gelernt, in Reinkultur, als wirklich absolute Aussonderung aus dem Menschlichen.« Zu denken gab ihm auch die dargestellte Ekstase Nietzsches als Entartung der Goetheschen Allbejahung. »Danach kommt die Hyäne Spengler und seine Geschichtsmorphologie, die ebenfalls viel verdorbenen Goethe enthält. Danach kommt Rosenberg. Die Geschichte des Verfalls des Deutschtums wäre zu schreiben.« Hoffentlich mache der Verleger mit diesem Vorläufer des geplanten Gesamtwerkes ›Rechtswelt und Ästhetik‹ ermutigende Erfahrungen.
