Thomas Mann an Viktor Mann
- Zeitraum
- Donnerstag, 25. Dezember 1947
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für die übersandten Bildchen. Hat für seinen Bruder eine Vollmacht ausgestellt sowie eine Liste der »geklauten Sachen« seiner Habe in München angefertigt. Empfindet es als besonders »deutsch«, dass keiner der Ersteigerer seines Eigentums bisher auf den Gedanken gekommen ist, irgend etwas zurückzugeben. Schildert den gestrigen Weihnachtsabend; die »Leutchen aus San Francisco« brachen nach einer 16stündigen Autofahrt ein, als sie gerade zusammen mit Bruno Walter die von ihm dirigierte ›Pastorale‹ hörten. Die Enkel spielten nebenan, »vergnüglich, aber ablenkend«. Würde gern den ›Doktor Faustus‹ Viktor schicken, aber se seien noch keine weiteren Exemplare angekommen. Die Aufnahme des Romans in der Schweiz sei beispiellos, die ›Neue Zürcher Zeitung‹ brachte ein zwei Nummern ein »Gespräch« von drei Gelehrten und dem Feuilleton-Chef der Zeitung. »...es ist in den Berichten so oft von Tränen die Rede wie zu Werthers Tagen.« Heinrich habe sich sehr aufgeregt über Viktors Vitaminmangel und habe die sofortige Übersendung dieses Präparates gefordert. Neujahrswünsche an Viktor und Nelly.
