Thomas Mann an Robert Heitz
- Zeitraum
- Donnerstag, 18. März 1948
- Datierung
- 18.3.1948
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Zu H.s Kritik über den ›Doktor Faustus‹: Meint, dass es seiner Besonnenheit ganz zuträglich war, einen Kritiker zu lesen, der für die Schwächen des Buches ein unbestochenes Auge hat, nachdem er aus der Schweiz und aus Deutschland mit Äußerungen eines »erregten, ja tränenvollen Enthusiasmus« überschüttet worden war. »Ich habe nur ein Bedenken gegen die mit Recht weitreichenden Einschränkungen Ihres Lobes: es betrifft die Composition, die in Wahrheit sehr dicht ist […] Ich leugne nicht, daß dies Buch mir teuer ist. Es resumiert mein Leben, resumiert die Epoche, die ich erlebte, und ist das persönlichste, was ich je gegeben, von einer fast wilden Direktheit. Ein Roman? vielleicht ist es im höchsten Grade ein solcher, vielleicht auch keiner mehr. Aber ist nicht auf dem Felde des Romans eigentlich nur noch interessant, was kein Roman mehr ist?« – Bedauert, dass André Gide wohl zu alt und zu krank ist, den Roman noch zu lesen, »er hätte gewiß ein gutes Wort darüber in sein Tagebuch geschrieben«. – Übersetzungen des Buches sind im Gange.
