Thomas Mann an Judah Leon Magnes, The Hebrew University, Jerusalem
- Zeitraum
- Donnerstag, 1. April 1948
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Ist über M.s Brief vom 1. März verärgert. Hat sofort Freda Kirchwey um eine Erklärung gebeten, warum sie das Pamphlet ›Could the Arabs Stage an Armed Revolt against the United Nations‹ den Vereinten Nationen vorgelegt habe. Sie habe ihm geantwortet, dass wir alle einmütig seien im Respekt vor M. und seiner Überzeugung. Sie habe zugegeben, dass sie ihr Vorgehen vorher mit den anderen Mitgliedern der ›Nation Associates‹ hätte abstimmen müssen. Als er das Dokument gelesen hatte, habe er feststellen müssen, dass er ebenso wie Freda Kirchwey gehandelt hätte. Die Tatsachen seien von der ›Nation‹-Korrespondentin Miss Schultz auf einer Reise durch den Vorderen Orient gesammelt worden, und ihre Wahrheit sei überzeugend, wie auch General Hildring auf der Generalversammlung der UN festgestellt habe. Übrigens würde eine solche Revolte nach Staatssekretär Forestals Meinung von weniger als einer Division eines modernen Heeres niedergeschlagen werden können. Ihm sei aus allen ihm zur Kenntnis gebrachten Tatsachen klar, dass die Ereignisse in Palästina zum großen Teil von der Arabischen Liga ausgingen, und dass dieser ›Krieg‹ von einigen 7000 Freiwilligen aus allen arabischen Ländern und unter dem stillschweigenden Einverständnis der dort stationierten britischen Truppen unter Brigadegeneral Clayton geführt werde und nur eine Art Erpressung darstelle, damit der Teilungsbeschluss der UN [zur Gründung des Staates Israel] wieder zurückgenommen werde. Die jüngste Entscheidung der Vereinigten Staaten selbst, ihre Zustimmung zu dem Teilungsbeschluss der UN zurückzuziehen, sei der demütigendste Akt seit dem Verrat der Deutschen an der Tschechoslowakei im Jahre 1938 und er habe auf deutsch und englisch dagegen protestiert. Ist überzeugt, dass die Teilung, d. h. die Gründung des Staates Israel in seinen äußerst bescheidenen Grenzen ohne ein Minimum von Konflikt hätte durchgeführt werden können, wenn diese Gegend nicht der Mittelpunkt eines Wirbelsturms der Politik von Großmächten geworden sei, bei der es um Öl und Militärbasen gehe. M. müsse andererseits verstehen, dass die Liberalen in den USA einen schweren Stand hätten, als Kommunisten verschrieen seien und dass sie einen schweren Kampf kämpfen, damit das Land nicht physisch und moralisch vernichtet werde [s. Brief an Freda Kirchwey vom 19.3.1948 / Reg. 48/147 und an die Redaktion des ›Aufbau‹, New York vom 25.3.1948 / Reg. 48/157].
