Thomas Mann an Henry Schuman

Zeitraum
Donnerstag, 9. Dezember 1948
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Erinnert sich, Sch. vor einigen Monaten zu einer englischen Übersetzung des Buches ›Das Diktat der Menschenverachtung‹ geraten zu haben. Sieht keinen Grund, angesichts der deutschen Einsprüche von der Veröffentlichung abzuraten. Das Buch sei 1945 in der Schweiz erschienen, und damals sei keiner der Mitverfasser »davon abgerückt«. Wenn sie jetzt von der englischen Ausgabe »abzurücken« drohen, weil die »Phase der Verteidigung« nicht eingeschlossen sei, so handle es sich in Wahrheit um eine neue Phase der innerdeutschen Entwicklung, die eine größere »Objektivität« zu den Greueln der Hitlerzeit ratsam erscheinen lasse, eine Objektivität, die nicht seine Sache sei. Professor Mitscherlichs Meinung, der Zweck des Buches sei, die Wiederholung solcher Schandtaten »irgendwo in der Welt« zu verhüten, sei falsch. Das Buch solle »die völlig einmalige und monströse moralische Verwirrung und Entartung aufzeigen, die das Hitler-Regime – und nur dieses – in Deutschland erzeugen konnte; und gegen die auch deutsche Männer der Wissenschaft, deutsche Ärzte nicht gefeit waren«. Die Anklageschrift sei eine Sammlung von Fakten, die weder »einseitig«, »überholt« noch »irreführend« seien. Rät Sch., da diesem bei der Publikation Privatklagen von den sieben freigesprochenen Ärzten drohen können, in einem Anhang die Gerichtsurteile und Namen dieser Freigesprochenen aufzuführen. – Fügt noch folgenden Rat hinzu: zur öffentlichen Unterstützung des Buches nicht nur Personen und Organisationen zu nennen, denen man Voreingenommenheit vorwerfen könnte, sondern sich die Zustimmung solcher Amerikaner zu sichern, bei denen dieser Einwand »dahinfällt«, wie etwa bei Frank Kingdon, Professor Aydelotte, Freda Kirchwey u. a.

Erwähnungen

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