Thomas Mann an Louise Servicen
- Zeitraum
- Montag, 28. Februar 1949
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Hat gerade die französische Übersetzung von ›Joseph, der Ernährer‹ erhalten und ist des Lobes voll für ihre Arbeit. »Ich habe den Eindruck, daß, je mehr Sie sich in den besonderen Stil des Werkes hineingearbeitet haben, Ihre Virtuosität in der Wiedergabe seiner stilistischen Absichten ständig gewachsen ist, und dass Ihre Leistung mit diesem Band auf ihren Gipfel gekommen ist... Der Geist des Buches ist vollkommen getroffen... und besonders die Dialoge wirken auf mich im Französischen amüsanter und geistvoller als auf Deutsch, was das Verdienst Ihrer Sprache sein mag, aber doch in erster Linie ein persönliches Verdienst.« Wird demnächst mit dem Vortrag ›Goethe und die Demokratie‹ auf Reisen gehen. Das Urheberrecht hat sich für die ersten drei Monate Oxford als »Taylor Lecture« vorbehalten, und wenn er auch auf diese kleine Arbeit selbst keinen großen Wert lege, so würde er doch eine Übersetzung in einer französischen Zeitschrift gern sehen. Hat festgestellt, dass die französische Übersetzung von ›Tod in Venedig‹ in einem Schweizer Verlag erschienen sei; über die in Frankreich vergebenen Rechte bestehe einige Unsicherheit; sie möge sich darüber Klarheit verschaffen; auf jeden Fall sei das 1943 erschienene ›Gesetz‹ noch frei. Freut sich, dass sie die Übersetzung des ›Doktor Faustus‹ fertiggestellt hat, und ist gespannt, wie dieser Roman sich im Französischen ausnehmen wird. Hat gehört, dass Maurice Boucher in der Sorbonne über seine Arbeiten liest; bittet sie, B. herzliche Grüße auszurichten.
