Thomas Mann an Fritz Landshoff

Zeitraum
Mittwoch, 9. März 1949
Datierung
9.3.1949
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Äußert sich ausführlich und zwiespältig über die Dramatisierung von ›Lotte in Weimar‹ durch Hans Feist. Der Plan sei entstanden, als sie gemeinsam im Zürcher Schauspielhaus eine Aufführung von Goethes ›Stella‹ sahen. »Das ist ja die fertige und ideale Lotte!« Insbesondere durch die Darstellung von Käthe Dorsch. Feist, der Erfahrung in Bearbeitungen und Übersetzungen habe, stürzte sich sofort auf den Stoff, er habe sich nicht dagegen gewehrt, »wobei die Erinnerung mitsprach, dass ich nie so nahe daran gewesen war, ein Lustspiel zu schreiben, wie damals, als ich ›Lotte in Weimar‹ konzipierte. Vielleicht konnte es doch noch eins werden!«. Wunschgemäß sicherte er Feist volle Anonymität zu, daher habe er auch anderen gegenüber nicht von dem Plan gesprochen. Bald habe er aber gemerkt, dass Feist mit großen Schwierigkeiten und Unlösbarkeiten zu kämpfen gehabt habe. Feist habe sich auch bald auf ihn berufen und ihn sozusagen als Mitarbeiter vorgestellt. Daran sei nie gedacht gewesen. »Mit meinem Wissen allenfalls, aber doch hinter meinem Rücken hätte das Ganze vor sich gehen sollen, wenn es vor sich gehen konnte, und dich durfte nicht verantwortlich gemacht werden. Aber die Rolle, die ich mir da zudachte, war wohl eine Utopie.« Wie er jetzt höre, sei das Urteil von Sachverständigen, die das Manuskript gelesen hätten, vernichtend. Dies betrübe ihn nur wegen Feist; um ihn nicht allzusehr zu kränken, empfehle er, die Kopien von Feists Arbeit wohl an Bühnen zu versenden, aber darauf zu bestehen, dass nur erstklassige Häuser für eine Aufführung in Frage kämen. In der Schweiz kämen nur Zürich und Basel in Betracht, ebenso müsse man in Deutschland verfahren. Eine Provinzbühne dürfe kein Aufführungsrecht erhalten, und so werde es dann zu keiner Aufführung kommen. Er »wäre froh, wenn die unglückliche Angelegenheit begraben und vergessen wäre«.

Erwähnungen

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