Thomas Mann an Karl Woerns

Will W.’s gut und redlich gemeinten Brief nicht unbeantwortet lassen. Der mitgeschickte Zeitungsartikel, in dem seine Äußerungen mit denen des französischen Innenministers Jules Moch ohne Unterscheidung zusammengezogen würden, zeige nur die übliche liederliche Journalistenart. Er habe gesagt, dass die Franzosen und die Völker Europas Grund hätten, vor dem auf der Hut zu sein, was sich in Deutschland schon wieder sehr breit mache. Alles Alte und Schlechte, das sich 1945 auf kurze Zeit verkrochen hatte, sei wieder obenauf, nachdem es erkannte, dass der Wind günstig wehe. Das müsse W. als Gebildeter genausogut wissen wie er. Wenn er warne, so tue er das in W.’s Interesse und in dem aller besseren Kräfte in Deutschland. »Deutschland zu lieben tut not, aber not tut auch, sich um es zu sorgen und die Kräfte zu fürchten, die ihm leider noch immer das Gesicht aufgeprägt und sein Schicksal bestimmt haben« [s. Br. an W. Schott v. 24.9.49].