Thomas Mann an Karl Loewenstein
- Zeitraum
- Donnerstag, 5. Januar 1950
- Datierung
- 5.1.1950
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Hat sich gefreut, L. in Frankfurt getroffen zu haben. Wird wohl im Frühjahr auf Einladung seines Verlegers Albin Michel zum Erscheinen der französischen Ausgabe des ›Doktor Faustus‹ nach Paris kommen. Hatte viel zu leiden unter seiner Reise nach Deutschland, nach Weimar, seinen Äußerungen, kurz »unter meinem 'Kommunismus‹«. Er sei kein Kommunist, man werde aber im Westen schwer dagegen ankommen, solange Millionen von Menschen hungern und man dies nicht verhindert. Die Welt sei total »meschugge«. Bereits 1932 habe er in seiner Goethe-Rede auf eine neue Welt hingewiesen. Sagt man es heute, so fällt die gesamte Atlantik-Pakt-Presse über einen her. Die historisch-dialektischen Betrachtungen L.’s trösten ihn aber; auch er glaubt, dass der Westen mehr vom Osten gelernt habe als umgekehrt.
