Thomas Mann an Otto Veit
- Zeitraum
- Sonntag, 22. Oktober 1950
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für V.’s »ideenreiches Correferat«, neben dem ihm sein eigener Vortrag »recht simpel« vorkam. Das Problem der Freiheit werde darin nur »scheu« gestreift: »Diese Idee ist sehr matt geworden und den Meisten schon uninteressant.« Zitiert einen Schweizer Geistlichen [K. Fiedler], der gesagt habe, dass die Menschen die Freiheit nicht verdienten und sie darum wieder verlören. Meint, dass das Zeitalter dem Dogma gehöre, denkt an »Moskau« und an die katholische Kirche, die nie Gedankenfreiheit zugelassen habe und sich vor einem Menschenalter die Verkündigung des Dogmas von der körperlichen Auffahrt der Jungfrau Maria nicht hätte leisten können. Fragt, ob sein Brief [v. 24.3.50] so geklungen habe, als ob H.E. Holthusens Angriff ihn getroffen habe. Es solle dann noch einer namens »Nebel« gekommen sein, der »noch vitriolischer« gewesen sein müßte, und ihn ebenfalls noch angefochten habe.
