Thomas Mann an Manfred George

Zeitraum
Sonntag, 6. Mai 1951
Datierung
6.5.1951
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für G.’s Brief und »das sehr würdige Schlußwort [in der Tillinger-Kontroverse]. Seine Replik [s. Telegramm und Brief v. 21.4.1951] sei im Zorn geschrieben, aber sobald sie auf dem Papier stand, habe er genug davon gehabt. Sieht nicht ein, weshalb er sich «von dem ersten besten Tillinger» zu irgendwelchen heißen Äußerungen provozieren lassen solle. G.’s Änderungswünsche hätten damit nichts zu tun. Das Wort «character assassination» sei übrigens ein gebräuchlicher Ausdruck, deshalb halte er das sich damit deckende «moralischer Mordversuch» nicht für einklagbar. – Dankt für Veröffentlichung der Besprechung des ›Erwählten‹ von Heinrich Eduard Jacob im ›Aufbau‹. Hat von dessen Frau gehört, dass Jacob schwer krank und mittellos sei. Fragt, ob nicht «etwas Organisiertes» für den verdienten Kollegen geschehen könne. – Bruno Walter erzählte ihm gestern, dass dem Geiger József Szigeti die Einbürgerung verweigert werde, weil er 1944 über die russische Botschaft das Notenmaterial für eine Violinsonate von Sergej Prokowjew erhalten habe. «Ist das Geisteskrankheit oder nicht?» – Es könne einem Fluchtdrang überkommen. «Aber wohin?» Gibt G. die jetzt kursierende Anekdote von den beiden Freunden wieder, die sich auf dem Ozean auf dem Wege von und nach Amerika treffen, beide auf der Flucht dahin, woher der andere kommt.

Erwähnungen

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