Thomas Mann an Moritz Heimann
- Zeitraum
- Donnerstag, 30. Dezember 1915
- Datierung
- 30.12.1915
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für H.’s Besprechung seines »Kriegsbüchleins« in der ›Frankfurter Zeitung‹. Weiß, dass er sich »beim Civilisationsliteratentum« durch seine patriotische Stellungnahme geschadet habe, aber das sei gern geschehen; freut sich über H.’s Zustimmung. Bemerkt zu der Friedrich-Studie, dass er die Popularität des Königs anerkenne, den Menschen aber anders beurteile, wobei er zum Beispiel an die Episode denke, als der Kabinettsrat Stellter vor dem königlichen Schreibtisch, vor Überanstrengung vom Schlag getroffen, tot zu Boden fällt und der König ungerührt einen anderen Sekretär herbeirufen lässt und weiterarbeitet. »Ist das so recht anheimelnd für den Menschensinn?« – Hofft, dass er seine Abhandlung [›Betrachtungen‹] in absehbarer Zeit abschließen kann. Hat über 100 Quartseiten schon vollgeschrieben. Es sei kein Aufsatz, sondern »eine Abrechnung, eine Revision meiner Grundlagen, Abwehr von Feindseligem, alles abgepreßt von der Zeit«.
