Thomas Mann an Robert Mühlher
- Zeitraum
- Dienstag, 9. Dezember 1952
- Datierung
- 9.12.1952
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für M.s Buch ›Dichtung der Krise‹, hat schon »schöne, geistig bewegte Stunden damit verbracht« und wird das Werk weiter zur Hand halten. Der Aufsatz ›Conrad Ferdinand Meyer und der Manierismus‹ erscheint ihm als der bedeutendste und kritisch merkwürdigste. Fühlt sich über den Aufsatz, der seinen Namen trägt, tiefbetroffen und voll nachdenklichen Staunens: »mich und das Meinige in die geistige Kategorie des ›Manierismus‹ [...] eingeordnet zu sehen«. Wie wenig wisse man doch von sich! Wie wenig habe man Namen für sein eigenes Wesen! Er sei also »definiert«. Korrigiert diese Definition seines Werkes und seiner Kunst. »Sicher, meine Natur steht dem Manierismus, wie Sie ihn [...] an Meyer glänzend exemplifizieren, sehr nahe [...]. Aber da und dort hapert es doch wieder mit dieser Unterbringung«, besonders was den Vorwurf der Humorlosigkeit betreffe. »Mir ist, bei aller Sympathie mit Kreuz, Tod und Gruft, nichts lieber, als die Leute zum Lachen zu bringen.« Freut sich, dass M. die ›Betrachtungen‹ und ›Fiorenza‹ »in bedeutendem Zusammenhang [habe] überraschend zu Ehren kommen lassen«.
