Thomas Mann an Lothar Tews

Zeitraum
Freitag, 17. Juli 1953
Datierung
17.7.1953
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für »lebendige Anteilnahme an meiner Lebensarbeit« und rühmt T.s »schöne Empfänglichkeit«. »Bewunderung schien mir immer das beste und fruchtbarste Gefühl [...]. Ich habe mein Leben in Bewunderung und stetem Aufblick zum Großen und Meisterhaften hingebracht. Mein eigenes Werk ist eigentlich nur ein Abglanz davon.« Es sei ein Irrtum, dass er den Kommunismus in der verzerrten Form seiner augenblicklichen Verwirklichung bejahe. Aber gegen die »blindwütige Verwünschung dieser Ideen-Ordnung« habe er sich häufig gewandt; sie sei deshalb eine Torheit, weil die Zukunft der Menschheit, ihre Fernziele, wie Weltregierung und gemeinsame Verwaltung der Erde und ihrer Güter, ohne kommunistische Züge nicht zu denken sei. Diese Ansicht habe er erst kürzlich wieder in seinem Vortrag ›Der Künstler und die Gesellschaft‹ zum Ausdruck gebracht. Der Kommunismus sei eine arg verzerrte Idee, deren Wurzeln tiefer reichten als Marxismus und Leninismus, wogegen der Faschismus überhaupt keine Idee, sondern eine Schlechtigkeit sei, der sich hoffentlich kein Volk je wieder ergeben werde. »Die Exponenten des gegenwärtigen Regimes wissen sehr gut, da? sie in mir keinen Verbündeten haben.« In der jetzigen Zeit gefährlicher Krisen sei es nicht Sache des geistigen Menschen, Hass zu predigen und Leidenschaften aufzupeitschen, sondern nach Ausgleich und Verstehen zu trachten, um das Gewissen frei zu halten von der Mitverantwortung für unausdenkbare Katastrophen.

Erwähnungen

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