Thomas Mann an Paul Manship, President of The American Academy of Arts and Letters, New York

Zeitraum
Montag, 20. Juli 1953
Datierung
20.7.1953
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für M.s Brief, sein Interesse an der Akademie [in die er am 30.11.1951 als Vollmitglied aufgenommen wurde], an ihrer Entwicklung und an der Erneuerung des Mitgliederbestandes bestehe unvermindert, trotz seiner derzeitigen Entfernung von Amerika. – Äußert gewisse Bedenken wegen einer möglichen Überfremdung der Akademie durch Immigranten. Die Kriterien seien aber heikel und es sei schwer, Grenzen zu ziehen. Dies zeige sein eigener Fall. Er habe der »American cultural scene« eigentlich schon angehört, bevor er in die USA kam, und zwar durch die amerikanischen Übersetzungen seiner Bücher. Er habe es nach seiner Einreise nicht an aktiver Teilnahme am geistigen und moralischen Leben Amerikas fehlen lassen. Leider habe er als Erzähler nie einen Stoff aus der amerikanischen Gesellschaft behandelt, wohl aber viele Vorträge in der neu erlernten Sprache an Universitäten und anderen kulturellen Gremien gehalten. Der so sehr freundliche Brief von MacLeish bringe zum Ausdruck, dass er die Bedingungen für seine Aufnahme voll erfüllt habe und dass seine Aufnahme nicht etwa nur ein Akt der Höflichkeit gewesen sei. Stimmt mit MacLeish überein, dass man nur im Lebenswerk eines Schriftstellers beurteilen kann, ob es »American« sei, nicht aber beim Musiker, Bildhauer, Maler oder Architekten, wie zum Beispiel Strawinski, Hindemith oder Gropius. – Die Gefahr einer Überfremdung der Akademie durch viele nicht amerikanisch geborene Künstler und Schriftsteller müsse selbstverständlich im Auge behalten werden. Amerika sei aber so reich an Talenten und produktiven Kräften, dass diese Gefahr nicht schwer ins Gewicht fallen werde. Vorrangig für Wohl und Ruhm der Akademie sei der geistige und künstlerische Rang eines schöpferischen Menschen, dieser allein entscheide, wem die Ehre gebührt, aufgenommen zu werden.

Erwähnungen

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