Thomas Mann an Helmuth Burgert
- Zeitraum
- Samstag, 17. Oktober 1953
- Datierung
- 17.10.1953
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für den schönen Aufsatz im ›Zeichen der Zeit‹, den er mit stiller Genugtuung las. Eine Schrift Holthusens, die B. erwähnt und mit der er sich vielleicht eine »Blutvergiftung« zugezogen hätte, ist ihm nie vor Augen gekommen. Versichert B., dass die Worte des Herrn Settembrini im ›Zauberberg‹ über Luther ganz oder doch fast ganz auf das Konto dieses Aufklärungs-Humanisten kämen, nicht auf sein persönliches. »Sie haben gewiß recht, wenn Sie mein Lebenswerk als das eines Sprößlings und Zöglings protestantischer Kultur empfinden. Mit den Jahren hat sich auf dem Weg über das Mythologisch-Religionsgeschichtliche sogar ein gewisses scheues und zartes Verhältnis zur Theologie hergestellt, das in meinen späteren Büchern, dem ›Faustus‹ und dem ›Erwählten‹ immerhin so manifest geworden ist, daß sogar beamtete Theologen mich deswegen wiederholt brieflich angeredet haben.«
