Thomas Mann an Kuno Fiedler

Zeitraum
Freitag, 13. November 1953
Datierung
13.11.1953
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Kann dem Brief, den F. einem ehemaligen Schüler geschickt hat, der auf verschiedene in Deutschland umlaufende Gerüchte hereingefallen war, nichts weiter hinzufügen. F. gehe mit den Deutschen schärfer ins Gericht, als er es getan habe. Dass die anderen Völker sie fürchteten, habe er vor kurzem den Hamburger Studenten erklärt: Die Einigung Europas verzögere sich durch das Misstrauen in die reinen Absichten der Deutschen und die Furcht vor deren hegemonialen Plänen. Es sei ihre Sache, dieses Misstrauen und diese Furcht zu zerstören, indem sie ihren klaren Willen bekundeten, »nicht zu einem deutschen Europa, sondern zu einem europäischen Deutschlande«. Von weiteren Ratschlägen an die Deutschen, die F.s Korrespondent gehört haben wolle, wisse er nichts. Im Jahre 1932 habe er dem deutschen Bürgertum geraten, sich politisch mit den Arbeitern zu verbinden, aber der Bürger entschied, Hitler eine Chance zu geben. Ebenso wisse er nicht mehr, »wo und in welchem Zusammenhang ich den rabiaten Anti-Kommunismus die Grundtorheit unserer Epoche genannt habe«. Wie er zum aktuellen Kommunismus stehe, habe er in der Rede ›Der Künstler und die Gesellschaft‹ zum Ausdruck gebracht. Sein »fluchtartiges Imstichlassen« im Februar 1933 habe F. dem Korrespondenten gegenüber schon ins rechte Licht gerückt, von der »unzurechnungsfähigen Betrunkenheit« der Deutschen damals mache sich F.s junger Schüler kein Bild mehr.

Erwähnungen

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