Thomas Mann an Reinhard Baumgart

Zeitraum
Donnerstag, 21. Januar 1954
Datierung
21.1.1954
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für B.s Dissertation, die er vorzüglich findet. Im Gegensatz zu so vielen Schnödigkeiten von ausgewachsenen Literarhistorikern, unter denen nur Fritz Strich sein Freund sei, findet er in den meisten der Dissertationen junger Akademiker viele gescheite Arbeiten; eine steche immer entschiedener als die andere die landläufige öffentliche Kritik aus. »Sind denn Ihre Lehrer auch so gescheit, oder woher haben Sie es?« Mit seiner kleinen Radioansprache über »Ironie« und »Humor« habe es nicht viel auf sich. »Sie war eigentlich nur eine momentane Reaktion auf den seichten, mechanischen und dabei übelwollenden Mißbrauch, den die Kritik mit Schlagworten treibt, die ich ihr selbst an die Hand gegeben, wie ›Ironie‹ und ›Parodie‹. Bei Ihnen sieht es anders aus.« Im Gegensatz zu B. findet er die Verfilmung von ›Königliche Hoheit‹ eine »liebenswerte show«, wobei seine Tochter Erika manches Schlimme verhütet habe. Das Publikum sei berückt und entzückt. Auch stimme er dem Urteil B.s über ›Die Betrogene‹ nicht zu, der von der Erzählung unberührt sei. Das sei aber besser als peinlich berührt, wie allgemein geurteilt. Ihn habe die Anekdote sehr berührt; er hätte die Geschichte nicht geschrieben, wenn er sie nicht als beziehungsvoll empfunden hätte.

Erwähnungen

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