Thomas Mann an Hans Reisiger

Hat sich über R.s gute Worte zum ›Krull‹ gefreut. Darin sei er R. übrigens gleich, auch er könne immer noch »staunen, bewundern, aufblicken, mich amüsieren lassen wie mit 20«. Schlägt vor, R. solle bei der Veranstaltung des Schriftsteller-Verbandes anlässlich R.s siebzigjährigen Geburtstages eine kleine halbe Stunde harmlos etwas daherplaudern. »Man ist ja bei solchen Gelegenheiten doch von einer Atmosphäre des Wohlwollens umgeben und darf sich sogar ein bißchen trottelhaft benehmen. Daran werde ich es nächstes Jahr nicht fehlen lassen, wo es mit mir, schlimmer als je, wieder los gehen wird. Der 70ste, lieber Freund, ist noch ein ganz frischer Tag. Aber beim 80sten fängt die Sache an, makaber zu werden.« – Hat eben zu einer amerikanischen Ausgabe von Kleists Novellen ein langes Vorwort geschrieben. »Bringt 1000 Dollar, die mir zu willkommen sind, da für Haus und Einrichtung tief in den Beutel zu greifen war.« – Lädt R. für den Juli ein – er brauche dann nicht im Hotel zu wohnen.