Thomas Mann an Karl Bachler
- Zeitraum
- Freitag, 8. Juli 1955
- Datierung
- 8.7.1955
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Ist dem ›Weser-Kurier‹ dankbar, der ein so großes Interesse an der von Intendant Albert Lippert geplanten Inszenierung der ›Fiorenza‹ zeige. Erklärt, warum er diesem »dialektischen, kämpferisch-widersprüchlichen, innerlichst diskursiven Stoff« die szenische Form gegeben habe. Immer wieder habe sich das Theater dieses Stückes angenommen, zuerst in Frankfurt am Main, dann in München, Berlin und Bochum. Ein Höhepunkt sei die Darbietung des Akademie-Theaters in Wien kurz nach dem Ersten Weltkrieg gewesen, wo glänzende schauspielerische Leistungen zusammentrafen mit etwas Zeitlich-Atmosphärischem, nämlich den revolutionierenden politischen Ereignissen des Umsturzes einer Gesellschaftsordnung, das diesem vor dem Weltkrieg geschriebenen Stück latent innewohne. Auch in der heutigen politischen Situation sehe er etwas dem Stück Adäquates, das den Regisseur zur Inszenierung gereizt haben mochte. Wünscht der Aufführung »Hals- und Beinbruch«.
