Thomas Mann an Enzo Ferrieri

Zeitraum
Donnerstag, 14. April 1927
Datierung
14.4.1927
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Bedankt sich für F.s Geduld, seine Einladung zu wiederholen und obendrein deutsch zu schreiben. Er sollte eigentlich italienisch antworten, könne jedoch keinen »anständigen italienischen Brief« schreiben. Er wolle nun dem Kollegen und Kameraden »ganz offen und ohne Hinterhalt die Gründe sagen, weshalb ich Ihr schönes Vaterland vorläufig lieber meide«. Er habe nichts gegen den Faschismus, »wenn er Italien Ordnung und Glück bringt, aber ich habe manches gegen seine menschlichen Erscheinungsformen«. Schildert seine Erlebnisse am Strande von Forte dei Marmi [vgl. ›Mario und der Zauberer‹]. Er könne nicht umhin, sie »mit jener Hypertrophie des nationalen Anspruchs in Beziehung zu bringen, die dem Fascismus eigentümlich zu sein scheint«. Ein deutscher Linkspolitiker, Hellmut von Gerlach, sei kürzlich »an der Brennergrenze aufgehalten und zurückgeschickt« worden. Er selbst könne auch »auf irgend einer schwarzen Liste« stehen; vor kurzer Zeit sei eine Mailänder Zeitung beschlagnahmt worden, weil sie eine mit Zitaten versehene Besprechung seiner ›Pariser Rechenschaft‹ enthielt. F. solle ihm seine Offenheit nicht übel nehmen; eine persönliche Begegnung wäre ihm eine Freude gewesen und er hoffe, »die Stunde wird kommen, wo ich mir diese Freude nicht mehr zu versagen brauche«.

Erwähnungen

Hinweis: der Eintrag befindet sich in Prüfung. Haben Sie Korrekturen oder Ergänzungsvorschläge?