Thomas Mann an Alfred Willy Kunze

Zeitraum
Samstag, 30. Juni 1917
Datierung
30.6.1917
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Äußert sich über sein Verhältnis zu Wagner. Er stehe ihm keinesfalls ablehnend gegenüber, Wagner bleibe etwas Unvergleichliches, »Gipfel und Vollendung der Romantik und der ›Modernität‹ überhaupt, das größte *Talent* [...], das überhaupt je existiert hat«. Wagners »ungeheure Klugheit und Sinnigkeit seiner Kunstarbeit« begeistere ihn noch heute. Allerdings habe sich seine Passion etwas abgekühlt. Die ›Meistersinger‹ finde er »herrlich«, den ›Parsifal‹ aber »verdächtig«, »und die Blasebalg-Erotik des Tristan geht mir auf die Nerven«. Nach wie vor empfinde er die Wagner-Schopenhauersche Sphäre als »Heimatsphäre«. Pfitzners ›Palestrina‹ empfindet er als »ein spätes und melancholisches Produkt dieser Sphäre«, diese Oper habe ihn ganz in ihren Bann gezogen. Er liebe »dies schwermütig-gedankenvolle Werk« mehr, als er es ausdrücken könne, »seine Mischung aus Musik, Pessimismus und Humor« entspreche seinen innersten Begriffen von Humanität.

Erwähnungen

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