Thomas Mann an Hellmuth [später Henry] Walter Brann
- Zeitraum
- Samstag, 10. Dezember 1932
- Datierung
- ohne Datum [vor 10.12.1932]
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Er habe B.s Nietzsche-Buch mit großer Aufmerksamkeit gelesen und halte es für verdienstlich und aufschlussreich. Er gehöre nicht zu der prüden Menschenart, die eine naturalistisch-psychologische Betrachtungsart großer Erscheinungen perhorresziere. »Das Psychologische ist eine Seite der Wahrheit, melancholisch meist, aber ich finde, sie tut der Ehrfurcht und dem Mythus keinen Abbruch, und die Größe kann jede Art von Wahrheit ertragen.« Für Nietzsche sei Erkenntnis beinahe dasselbe wie Psychologie gewesen. Fragt, ob man B. des Sakrilegs beschuldigt habe. »Aber die Nietzsche-Schändung, die Nietzsche-Verhunzung sind anderswo zu suchen.«
