Thomas Mann an Redaktion ›Asahi-Shin-Bun‹, Tokio
- Zeitraum
- Dienstag, 19. Dezember 1950
- Datierung
- 19.12.1950
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Bedankt sich dafür, dass ihm Gelegenheit gegeben wird, den Lesern der Zeitung wieder Glückwünsche zum neuen Jahr darzubringen. Sein Verhältnis zu Japan habe sich vertieft und befestigt; seine Schriften erscheinen in japanischer Sprache und er erhält viele Briefe, namentlich von jungen Japanern. Die Verwirrung, unter der die beste japanische Jugend leide, stamme daher, dass man aus den Fehlern und Leiden der Vergangenheit gelernt und dem Glauben an Krieg und Eroberung abgeschworen habe, jedoch nun das Gefühl habe, dass unter dem Einfluß einer unglückseligen Weltkonstellation das Land seinen neuen moralischen Errungenschaften wieder abwendig gemacht und zum Glauben an die Waffen zurückerzogen werden soll. Friede sei der kategorische Befehl, »der heute vom Weltgeiste an die Menschheit ergeht«. Glaubt an eine Weltregierung zur gemeinsamen »Verwaltung der Erde und dessen, was sie durch menschliche Arbeit spendet«. Glaubt auch an eine Weltreligion, einen universellen religiösen Humanismus. Erzählt, dass Pius XII. (als Cardinal Pacelli) die Wartburg eine »gesegnete Burg« genannt habe, »weil dort ein religiöser Mensch ein religiöses Werk tat«. Die Konfessionen würden »eins werden in der Andacht vor dem Geheimnis der menschlichen Existenz, ... in der universellen Verpflichtung zu einem anständigen Benehmen vor Gott«.
