Thomas Mann an Deutsche Freiheitsbibliothek
- Zeitraum
- Samstag, 16. Mai 1936
- Datierung
- ohne Datum [laut Tagebuch: 16.5.1936]
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Zu den simplen Wahrheiten, die in friedlicheren Zeiten ihrer Selbstverständlichkeit wegen mehr oder weniger aus dem Sinn gekommen seien, gehöre auch die, dass der Geist frei sein müsse, um im Geringsten interessant zu sein. »Reglementierter, kommandierter, terrorisierter Geist ist kein Schuß Pulver wert, er lockte keinen Hund vom Ofen.« Freier Geist sei ein Pleonasmus und unfreier Geist ein Widerspruch im Beiwort. Geist und Dichtung mögen sich binden, wie sie wollen, aber ihre primäre Voraussetzung und Lebensbedingung sei die Freiheit. Er begrüße deshalb die neue Bibliothek und bedauere, bei der Veranstaltung nicht zugegen sein zu können.
