Thomas Mann an Gustav Regler
- Zeitraum
- Freitag, 21. Februar 1936
- Datierung
- 21.2.1936
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Er sei gerührt und fast bestürzt »über die Bewegung, die meine so einfachen, so selbstverständlichen Worte« hervorgerufen hätten. Sie seien eine reine Temperamentsäußerung »auf all den Gram und Ekel, die man durch jenes Unwesen täglich erduldet«. Auch habe er den Wunsch gehabt, der äußeren und inneren Emigration den Nacken etwas zu stärken und allerlei unangenehme halb-und-halbe Vorstellungen zu korrigieren, die von seinem Verhältnis zum »Dritten Reich« noch bestehen mochten. Nicht alle Freunde seien mit seinem Schritt einverstanden, der Wirkungen wegen, die das Erscheinen seiner Werke in Deutschland noch hervorbringen konnte. Andere Leute, deren Meinung er manchmal zuneige, meinten hingegen, es werde überhaupt nichts geschehen. Einige Nazi-Blätter hätten gespuckt. »Aber was ich zum Schluß gesagt habe, geben sie als zu gefährlich garnicht wieder, sondern beschimpfen mich bloß, weil ich das Judentum eine Komponente des Deutschtums genannt habe. Es ist ein garzu jammervolles Gesindel.« Entweder sei in 1 bis 2 Jahren der Krieg da, oder die Verhältnisse in Deutschland würden sich ändern. Er habe vor 1933 der Volksfront das Wort geredet. Das Bürgertum habe das nicht verstanden, »und ich fürchte, auch die Sozialisten verstanden nicht viel davon«.
