Thomas Mann an Heinrich Mann
- Zeitraum
- Donnerstag, 5. Juli 1934
- Datierung
- 5.7.1934
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Findet die Idee, Ossietzky für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen, vorzüglich. Macht H. darauf aufmerksam, dass der Preis in Oslo vergeben wird und dass er selbst weder ein Vorschlagsrecht noch Beziehungen zum dortigen Komitee habe. Was den Literaturpreis anbelange, so könne er in Stockholm gegen die Kandidatur Kolbenheyers wirken, meine jedoch, dass Stehr bessere Aussichten haben und dass die Preiszuerkennung an diesen »ein Malheur und Ärgernis« wäre; hat Hermann Hesse vorgeschlagen. Der Tod Pallenbergs hat ihn entsetzt und mit Trauer erfüllt. Spielt auf die »neuesten Blut-Obszönitäten« [Röhm etc.] der Nazis an: »Diese ungeheuere Schweinerei nimmt ihren Lauf nach dem Gesetz, wonach sie angetreten, und man darf überzeugt sein, daß sie nach diesem Gesetz auch enden wird.« Seine USA-Reise sei ein »großartiger Jux« gewesen, jedoch habe das Einernten »so vieler in Jahren gesäter und herangewachsener Sympathie« auch sein Schönes und Gutes. Hat von den USA hoffnungsvolle Eindrücke gewonnen, auch von Roosevelt und La Guardia. »Amerikaner kann man werden, und vielleicht sollte man es.«
