Thomas Mann an TASS, New York Bureau
- Zeitraum
- Freitag, 27. Juni 1941
- Datierung
- ohne Datum [laut Tagebuch: 27.6.1941]
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
England und die Vereinigten Staaten würden sich durch Hitlers neuesten Streich nicht beirren und verwirren lassen und »Hitlers Wiederentdeckung seines Anti-Bolschewismus als die obszöne Farce nehmen, die sie ist«. Es sei ekelhaft und lächerlich, dass Hitler es wage, sich der Welt aufs Neue als Verteidiger abendländischer Gesittung vorzustellen. »Wenn seine Vertragsunfähigkeit noch einmal und endgültig bewiesen werden mußte, so ist es durch seinen Überfall auf Rußland geschehen.« Hofft auf einen Ausgleich zwischen Demokratie und Sozialismus und hat deshalb das Scheitern der Volksfront-Idee als schweres Unglück empfunden. Die historische Folge des Münchner Vertrags sei die Abkehr Russlands vom Westen gewesen »und seine politische Annäherung an Hitlers Deutschland, die eine tiefe, beklagenswerte Verwirrung und Desorientierung in der ganzen fortschrittlichen und freiheitsliebenden Welt hervorgerufen hat«. Durch seinen Angriff auf die Sowjetunion habe Hitler für eine außenpolitische Klärung der Fronten gesorgt und die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Volksfront sei nicht unbegründet [s. auch Telegramm an TASS über das englisch-sowjetische Bündnis, Reg. 41/227 und Corrigenda].
