Thomas Mann an Arnold Schönberg
- Zeitraum
- Montag, 9. Januar 1939
- Datierung
- 9.1.1939
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Sein Verhalten zu einem Manuskript von Sch. [nicht ermittelt] wechsle zwischen beifälliger Zustimmung und einer gewissen Bestürzung über eine gewalttätige Allüre sowohl im polemischen Ausdruck als auch in der geistigen Gesamthaltung. Ein gewisser Wille bei Sch. zum Terrorismus sei eine Kondenzierung zur faschistischen Haltung. Insbesondere stehe »der bedingungslos machtpolitische Standpunkt der besonderen Geistigkeit des Judentums, die Sie selbst so richtig als grundreligiös kennzeichnen, wenig zu Gesichte«. Sch.s Polemik gegen den »Anti-Antisemitismus« scheine ihm höchst beachtenswert; der Appell an die Vernunft und Logik habe so geringe Früchte gezeitigt, dass man kaum noch darauf bauen könne. Über die praktische Möglichkeit einer Veröffentlichung von Sch.s Manuskript müsse man sorgenvoll denken. Es sei »menschlich nur zu begreiflich, daß es jüdische Zeitschriften nicht über sich gewinnen, einen Beitrag zu veröffentlichen, in dem die gesamte jüdische Führung mit diesem Radikalismus und diesem unbändigen Temperament des Ausdrucks attackiert wird«. Das diffamierende und allzu persönliche Element in der Arbeit müsse gemildert werden. Glaubt nicht an eine Veröffentlichung in ›Mass und Wert‹, wo man die Erörterung spezifisch jüdischer Probleme bisher vermieden habe.
