Thomas Mann an unbekannt [Herausgeber des ›Rheinischen Beobachters‹]
- Zeitraum
- Dienstag, 14. März 1922
- Datierung
- 14.3.1922
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt dem Adressaten für die Zusendung einiger Hefte seiner Zeitschrift, die er mit Sympathie durchgeblättert habe. Die im Inneren des Reiches herrschende Gleichgültigkeit gegen die Leiden der Menschheit in den besetzten Gebieten habe ihn schon immer empört. Aber er wolle jetzt nicht das Wort ergreifen, denn er habe das Seine getan und wolle jetzt denen das Wort überlassen, »die, anders als ich, der demokratischen Tugendphrase geglaubt und geholfen haben, Deutschland damit zu entnerven«. Will sich jetzt nach Jahren der Auseinandersetzung mit diesen Fragen seinen freien Aufgaben widmen, deshalb sich auch nicht auf eine Polemik mit Waldemar Bonsels einlassen. In seinem Aufsatz über die deutsch-französischen Beziehungen habe er den Franzosen gesagt, dass die deutsche Jugend sie nicht einmal hasse, sie habe »für ihren Imperialismus, den militärischen wie den kulturellen, nur ein Achselzucken«. Ähnliches stehe in der Schrift seines Freundes Ernst Bertram, die demnächst erweitert in einer Buchausgabe erscheine.