Thomas Mann an Carl Helbling

Zeitraum
Montag, 24. April 1922
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt H. für seine Schrift, die er »mit persönlicher Ergriffenheit und sachlichem Respekt gelesen« hat. Besonders hat ihn das Kapitel über »die Beziehungen zur George-Sphäre, die positiven wie die negativen« gefesselt. Sehr fein und stark ist hier »die Bedeutung der Kunstform als Ausdruck wie auch zugleich als Bedingung der Einstellung eines Künstlertums zur Welt und zu sich selbst herausgearbeitet«. Wenn H. außerdem das Motiv, er könne nicht vom Bürgertum loskommen, hereinspielen lässt, so tue er dasselbe wie er in seinen Novellen. – Zum »naturalistischen Geist« der ›Buddenbrooks‹: »Ich möchte es wagen, dabei zu beharren, daß ›Buddenbrooks‹ ihrem Stoff, ihrer Form, ihrer ganzen künstlerisch-geistigen Haltung nach der erste und einzige naturalistische Roman großen Stils in Deutschland ist und als solcher in Zukunft gelten wird.« – Mit Recht setze H.s Kritik am »Civilisationsliteraten« ein. Aber alles fließe, und seine Stellung dazu, im Wesentlichen unverändert, nehme sich jetzt schon etwas anders aus. Verweist auf seinen kleinen Artikel ›Hans Reisigers Whitman-Werk‹, worin er ausführt, dass Whitman das mit »Demokratie« bezeichne, was er und andere »klassizistisch-altmodisch« »Humanität« nennen. Um die Neubelebung des Begriffes der Humanität bemühe er sich seit Jahr und Tag und erklärt, »daß es mit Goethe allein dabei denn doch nicht gethan sein werde«.

Erwähnungen

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