Thomas Mann an Otto Grautoff

Zeitraum
Donnerstag, 27. September 1894
Datierung
27.9.1894
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Gesteht G., der ihm seinen letzten Brief übelgenommen hat [s. Brief an Otto Grautoff vom 22.9.1894 / Reg. 94/2], dass alles nur »Spott und Ulk war, und nichts weiter; aber ich gedachte mit munteren Narrheiten über Deine Misere ein paar Minuten hinwegzugippern, und diesen Freundschaftsdienst lohntest Du mir mit einer schriftlichen Tracht Prügel!« Findet bittere Worte über Ludwig Ewers, dessen Doppelzüngigkeit sich daran bewiesen habe, dass er ihm riet, die ›Farbenskizze‹ dem Redakteur Szafranski zuzuschicken und dann diesem »verärgerten und versäuerten Schreiber« eine hinterhältige Kritik über sie zu diktieren, die »an Albernheit meinem Machwerk sicher nicht nachstand, das damals nach perverser Originalität ungeschickt noch tastete«. Ihm schreibe Ewers scheinheilig lobende Briefe über seinen »herrlichen Vater« und bringe andererseits seine Mutter »gelegentlich des Gerüchtes der Wiederverheiratung« in Verruf. – Stellt G. in nüchternen Zahlen die Unmöglichkeit vor, in Berlin mit knappen Geldmitteln als Journalist leben zu können, sieht für ihn die einzige Möglichkeit darin, dass er seiner Mutter die Mittel für ein Studium abringe. »Dann gehst Du bewaffnet mit Geld und gutem Gewissen nach Berlin [...], hast Muße zu arbeiten [...], vor allen Dingen: etwas zu lernen, wie ich es jetzt thun werde [...]« Denn zu der »intellectuellsten der Künste, der Wortkunst«, gehört nicht nur Gefühl und Technik, sondern auch Wissen, »es sei denn, daß man unter die Lyriker gehen will und verhungern«.

Erwähnungen

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