Thomas Mann an Hans Natonek
- Zeitraum
- Freitag, 1. November 1929
- Datierung
- 1.11.1929
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Hat sich in Leipzig nur kurz aufgehalten, ein längeres Verbleiben nach der Lesung habe sich nicht gelohnt. N.s ›Offenen Brief‹ hat er mit Interesse gelesen. Die Hetze gegen Walter von Molo findet er »albern«. Er habe wie irgendein Minister einem blühenden Unternehmen [der ›Grünen Post‹] gratuliert [vgl. Brief an den Ullstein Verlag, Berlin ohne Datum / vor 20.10.1929 / Reg. 29/172]. Das habe nichts mit Korruption zu tun. »Seinen Stil gebe ich preis. Aber mit schlechtem Stil könnte man immer noch ein größerer Dichter sein, als mancher, der gut schreibt – wenigstens in Deutschland.« Molo sei übrigens nicht »Dichterpräsident«, sondern der sehr tüchtige Vorsitzende der Sektion Dichtung, der mit Loerke die laufenden Geschäfte erledige. Übrigens habe auch er der ›Grünen Post‹ gratuliert, »etwas trockener als Molo«. – Von Tucholskys Angriff gegen ihn habe er gehört; dieser mache sich falsche Vorstellungen von seiner »Lebensstimmung und -haltung«. Er sei ihm einmal in Paris begegnet. Urteilt über ihn: »Satire muß sein, und ich bilde mir nicht ein, daß gerade ich ihr keine Handhabe biete.«
