Thomas Mann an Redaktion ›Börsenblatt für den deutschen Buchhandel‹, Leipzig

Zeitraum
Sonntag, 17. November 1929
Datierung
17.11.1929
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Hat von dem Artikel ›Volksausgaben‹ im ›Börsenblatt‹ im Zusammenhang mit der Volksausgabe der ›Buddenbrooks‹ gehört, ihn aber nicht gelesen. Die Einwände des Sortimentbuchhandels seien ihm aber bekannt, und er wisse sie zu würdigen. Die große Differenz zwischen der normalen und der billigen Ausgabe sei für das Publikum verwirrend und müsse bei diesem die Vorstellung erwecken, dass es andere Bücher zu teuer bezahle. Ebenso müsse der geringe Gewinn den Sortimenter verstimmen, der aber bedenken müsse, dass durch den Massenabsatz dieser Verlust sich wieder aufhebe. Diese Frage habe aber auch einen ideellen Aspekt, der für ihn der entscheidende gewesen sei. »Es ist ein sozial nicht wünschenswerter Zustand, daß bei uns zu Lande weite, wirtschaftlich bescheidener gestellte Kreise des Volkes kaum die Möglichkeit haben, das Buch eines zeitgenössischen Autors kennen zu lernen und fast durchweg auf die freigewordene und darum erschwingliche Literatur angewiesen sind.« Gibt zu, dass die ›Buddenbrooks‹, die schon in der zweiten und dritten Generation die Sympathie der Nation erworben haben, ein Einzelfall seien. Die Entstehung des Buches liege so weit zurück, dass er von ihm in affektloser Sachlichkeit sprechen könne. Ihm sei der soziale Zug der Zeit eine Erkenntnis, zu der er sich auch in buchhändlerischen Dingen bekenne. Das habe er in seiner Festrede zum Reclam-Jubiläum gesagt, und dieser Instinkt habe auch seine »viel beanstandete Haltung« zum Fall der ›Romane der Welt‹ diktiert.

Erwähnungen

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