Thomas Mann an Otto Forst de Battaglia
- Zeitraum
- Dienstag, 6. September 1932
- Datierung
- 6.9.1932
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt F. für ein merkwürdiges und fesselndes kleines Buch, »hinter dem ein so gewaltiges, mit Geist und höchster Angelegentlichkeit betriebenes Studium steht«. Las es noch in Nidden, war zugleich gefesselt und verwirrt, denn das Buch gehe mit großer Tapferkeit ein Geheimnis an, »das zuletzt Geheimnis bleibt, – kein Wunder, denn es ist das Leben selbst«. Das Blut- und Rassenproblem bleibe »heillos verwickelt«. Die »europäische Herrenklasse« finde dort ihre Grenze, wo man die Blutzusammensetzung Goethes nicht genauer bezeichnen könne »als mit dem Wort ›eurasisch‹«. Wenn ein Mann, den die Berliner mit gutem Grund »Goebbeles« nennen, ihn im ›Angriff‹ als eine »schreibende Mischung zwischen [!] Indianern, Negern, Mauren« anprangere, dem verboten werden solle, sich deutscher Schriftsteller zu nennen, so tue er es doch »und rechne mich sogar zu jener geistigen Gesellschaft Europas, neben der die ›deutsche Herrenklasse‹ ein recht gleichgültiger Klub geworden ist«.
