Thomas Mann an Kurt Schlesinger

Zeitraum
Samstag, 4. Februar 1933
Datierung
4.2.1933
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Teilt Sch. auf Anfrage mit, dass die ›Deutsche Ansprache‹ das Produkt eines bestimmten Augenblicks gewesen sei und einem bestimmten politischen Zweck diente, nämlich das »deutsche Bürgertum zu überzeugen, daß heute sein Platz an der Seite der Arbeiter sei«. Manches darin sei überholt. Seine ›Rede vor Wiener Arbeitern‹ »ist ein besserer Ausdruck meines Denkens«. Aber auch diese Rede habe ihre Stunde gehabt und würde, wäre sie gedruckt, »überholt und unzulänglich wirken«. Bei der zugespitzten inneren Lage wäre jetzt ganz anderes zu sagen, aber das würde gar nicht mehr geduldet. Außerdem möchte er mit seinen bald sechzig Jahren »nicht gleichzeitig einen zerrüttenden politischen Kampf führen und den Aufgaben gerecht werden«, die er für seine natürlichen und eigentlichen halte. »Freilich der Augenblick mag kommen, wo gar nichts anderes übrig bleibt als alles hinzuwerfen und sich auf die Barrikaden zu stellen. Aber vorläufig bitte man noch, der Kelch möge vorübergehen.«

Erwähnungen

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