Thomas Mann an Bruno Walter
- Zeitraum
- Dienstag, 18. Juli 1933
- Datierung
- 18.7.1933
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für W.s Urteil über den Wagner-Essay. »Ich wußte, daß Sie Geist und Haltung der Arbeit verstehen und sich davon angesprochen finden würden – vorbehaltlich manchen Einwandes im Einzelnen, wie es gerade im Kritischen fast selbstverständlich ist.« Hofft mit W. bald zu Gesprächen zu kommen, in Zürich etwa, wo er sich wahrscheinlich niederlassen werde. Erörtert die Weltlage und seine Haltung zu ihr: »Mein Empfinden alldem gegenüber schwankt einigermaßen zwischen tiefster Empörung, die zur Aktivität, zum lauten und feierlichen Protest drängt, und einer zweifelhaften Resignation, die mit meinen Jahren zusammenhängt.« Der Zustand der Illegalität, in den er durch die Unmöglichkeit, zurückzukehren, hineingezwungen werde, sei ihm von Natur aus wenig gemäß. Zweifelt, ob S. Fischer sich in Deutschland halten wird, und ob sich dessen Absicht, jetzt den ersten Band der ›Joseph‹-Trilogie zu veröffentlichen, verwirklichen lässt. Jedenfalls bindet die Rücksicht auf das deutsche Lesepublikum ihm zunächst »Hände und Zunge«. – Will im Oktober in Paris die Sitzungen der Coopération Intellectuelle besuchen, auf denen die Zukunft der Zivilisation beraten werden soll. Das wäre vielleicht eine Gelegenheit, Unternehmungen, wie W. sie ihm empfiehlt, zu erwägen und einzuleiten.
