Thomas Mann an Karl Kerényi
- Zeitraum
- Samstag, 24. März 1934
- Datierung
- 24.3.1934
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für K.s Geschichte der griechisch-orientalischen Romanliteratur und für dessen maschinenschriftliche Aufzeichnungen über den modernen Roman, der nach K.s Meinung wieder zum Mythos zurückzukehren beabsichtigt. Ist bei seiner augenblicklichen Lektüre von Cervantes‹ ›Don Quijote‹ auf Motive gestoßen, die mit solchen des griechischen Romans »auffallend übereinstimmen«, und wagt die Konjektur, dass Boccaccios Novellen die Brücke vom griechischen zum spanischen Roman bilden. Hat durch das Studium von K.s Buch weitere Beziehungen zwischen dem dritten ›Joseph‹-Band und dem orientalisch beeinflussten spätgriechischen Roman entdeckt, und zwar besonders durch eine Anmerkung K.s, dass »einen Gott zu spielen« nach primitiver Denkweise bedeute, »immer ein wenig Gott zu sein«, worin er eine glückliche Bestätigung seiner eigenen Auffassung sieht. Gibt K. für das Maschinen-Exzerpt einen Hinweis auf den Plan Alfred Döblins, einen Marduk-Roman zu schreiben. Bittet ihn, auf das Erscheinen dieses Romans und seines dritten ›Joseph‹-Bandes zu warten, ehe er seine Arbeit fortsetze. Lässt ihm ein Exemplar des ›jungen Joseph‹ zugehen. Will nach Beendigung der Lektüre von K.s Literaturgeschichte Walter F. Ottos ›Götter Griechenlands‹ lesen.
