Thomas Mann an Sali Levy
- Zeitraum
- Dienstag, 10. April 1934
- Datierung
- 10.4.1934
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Hat sich gefreut, dass L. die Darbietungen seiner Tocher Erika [im Kabarett ›Die Pfeffermühle‹] gefallen haben, und dass L. »den sittlichen Untergrund dieser liebenswürdigen Produktion, das ernste, ja schmerzliche Erleben empfunden habe, aus dem sie hervorgeht«. Hält, auf L.s Brief eingehend, ebenfalls den Willen zur Wahrheit für eine Grundbedingung der Kunst wie des Lebens selbst. Das 19. Jahrhundert sei so »bitterwahrheitsliebend«, dass es sogar, wie bei Ibsen, die »Lebenslüge« als unentbehrlich anerkennen wollte. »Es ist aber ein großer Unterschied, ob man aus schmerzlichem Pessimismus und bitterer Ironie die Lüge bejaht, oder aus Gemeinheit. Dies letztere ist der Fall unserer schwachen, heruntergekommenen und eben dadurch sich gebärdenden Zeit.«
