Thomas Mann an Claude Mézentin
- Zeitraum
- Dienstag, 3. September 1935
- Datierung
- 3.9.1935
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für M.s Brief, worin dieser von seinen Erfahrungen mit der Novelle ›Tonio Kröger‹ spricht. Er selbst habe dieser kleinen Jugendarbeit immer »eine gewisse zärtliche Anhänglichkeit« bewahrt, denn obwohl in ihr die Vernichtung des Gefühls durch die Kunst beklagt werde, sei sie doch ein Produkt des Gefühls, bei dem »ein kostbares, härteres Element, das Geistige, sich einmischte«. Er sei immer ein Gegner des von der deutschen Kritik geliebten Gegensatzes von Dichtertum und Schriftstellertum gewesen, und im ›Tonio Kröger‹ befinde sich ein ganzes Kapitel analytischer Art, das Gespräch über Kunst mit der russischen Malerin. Diesen intellektuellen Einschlag halte er für das konservierende Element, das das Buch nach 30 Jahren zu einem Spiegel der Jugend macht, worin auch M., ein junger Mann fremder Nationalität, sich wiedererkannt habe.
