Thomas Mann an Otto Grautoff
- Zeitraum
- zwischen 16. Mai 1895 und 17. Mai 1895
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Ist froh, dass G. den absurden Entschluss, in Lübeck Stenografie zu lernen, aufgegeben hat. Rät ihm zum Abschluss der Buchhandelslehre und dann zum Studium. Er selber lernt Stenografie, da er Journalist werden will; seine Mutter wünscht einen »festen, arbeitsamen Beruf« für ihn: »Man braucht vielleicht einen festen Halt, eine geregelte Tätigkeit, um nicht ganz zu verbummeln.« – Hat die beiden Novellen wieder weggeschickt, den ›Kleinen Professor‹ an Hans Merian, ›Walter Weiler‹ an Richard Dehmel, von dem er ein Urteil hören möchte. Fühlt sich jetzt frei von dem Einfluss Hermann Bahrs: »[...] ein wenig reifer bin ich doch geworden seit der Zeit, wo mein Tagebuch schließlich ebensogut von dem bubenhaft frivolen und falsch sentimentalen Pseudo-Pariser hätte sein können.« – Spricht G. noch das Verständnis für seines Bruders Novellen ab; erklärt ihm die feine psychologische Kunst in dem ›Löwen‹, dem ›Irrtum‹ und der ›Contessina‹. – »Aber das Schönste, das Großartigste, das Wunderbarste, was er bis jetzt geschrieben hat, ist die Novelle ›Das Wunderbare‹ [...] Das ist ein Kunstwerk, für das mir alle Worte fehlen.« – Findet in seiner Novelle ›Walter Weiler‹ mit dem »unglücklichen Dilettanten und Eichendorff’schen ›Taugenichts‹« viel Ähnlichkeit mit G.
