Thomas Mann an Max Mohr
- Zeitraum
- Sonntag, 8. März 1936
- Datierung
- 8.3.1936
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Beglückwünscht M. zu seiner Auswanderung. Wenn die »Schonzeit der Olympiade« vorbei ist, werden noch viele folgen, keineswegs nur Juden oder Leute mit jüdischem Blut. Die Rheinlandbesetzung hat dem System in Deutschland Hochstimmung gebracht, es wird ein überwältigender Wahlerfolg folgen. Und wenn Hitler der Welt Friedensversprechungen macht, so kümmert sie sich nicht um die deutsche Innenpolitik. Was hat ein Staat im Völkerbund zu suchen, in dem im Namen des »gesunden Volksempfindens« Greueltaten geschehen? – Arbeitet weiter am Joseph-Roman; im Sommer soll ein weiterer Band erscheinen. »Ein Spaß ist es nicht, gegen Zeiten wie diese ein solches Werk durchzusetzen.« Wo der neue Band erscheint, ist ungewiss. Der S. Fischer Verlag ist in Auflösung, Gottfried Bermann Fischer hat sich mit Heinemann in London liiert und will die deutsche Abteilung in Zürich etablieren. Da er in der Schweiz aber Niederlassungsschwierigkeiten hat, wird er wohl nach Wien gehen.
