Thomas Mann an Alexander Moritz Frey
- Zeitraum
- Montag, 20. Dezember 1937
- Datierung
- 20.12.1937
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Will nicht vom Politischen reden, wo es für sie keine Genugtuung mehr gebe. Der einzige Lichtpunkt sei der heroische Widerstand des spanischen Volkes. Ist über F.s Nachricht von seinem Roman teils beunruhigt, teils froh. Gratuliert ihm zur Vollendung des 700seitigen Werkes, ist aber betrübt über den Fehlschlag mit dem britischen Agenten. F. soll sich an den Züricher Humanitas-Verlag wenden, bei dem der neue Roman Ernst Weiß‹, »ein höchst merkwürdiges, ja rätselhaftes Buch«, erschienen sei. Was F. ihm über den ›Felix Krull‹ schrieb, habe ihn sehr gerührt. Das in diese Auflage neu aufgenommene Kapitel stamme aus der ersten Zeit der Entstehung, er habe seither nicht wieder Hand daran gelegt. »Ich [...] müßte wohl sehr alt werden, um noch wieder dazu zu kommen.« Kann weder den vierten ›Joseph‹-Band beginnen, noch an ›Lotte in Weimar‹ weiterschreiben, da er »lectures, eine Schopenhauer-Einleitung u. dergl.« machen muss. Fährt im Februar nächsten Jahres wieder in die USA. – F. soll nicht Ferdinand Lions Urteil über seinen Roman zu ernst nehmen, er sei ein »kniffliches, querköpfiges, unberechenbares Herrchen mit viel Feinsinn, aber noch mehr Launen«.
