Thomas Mann an Kuno Fiedler
- Zeitraum
- Samstag, 23. Juli 1938
- Datierung
- 23.7.1938
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für das übersandte Edelweiß. – Redet F. seine Todesgedanken aus: »ein nervöses Herz ist kein Grund, sein Haus zu bestellen«. Für den Vollstrecker seines letzten Willens sei er als Dreiundsechzigjähriger wenig »aussichtsreich«. – Teilt das Urteil Herrn Lötschers über F.s Lebensgeschichte, worüber sich auch Emil Oprecht zustimmend geäußert habe. »Eine gewisse Erfülltheit von sich selbst und seinem Einzelfall ist die unerläßliche seelische Vorbedingung für eine Autobiographie.« Man müsse F. die Augen öffnen für minimale Abweichungen vom guten Geschmack, einem gelegentlichen Anschein von Selbstgefälligkeit, der die reine Wirkung stören könnte. – Beurteilt die politische Lage etwas optimistischer. In Österreich habe sich manches verändert und der Pariser Königsbesuch [Georgs VI. von England] sei sehr eindrucksvoll gewesen. »Eine Front des Widerstands ist sichtbar und fühlbar, und Hitler beginnt zurückzustecken.« – Seine Schwiegereltern waren in Konstanz und versuchten einen Grenzschein zu erlangen, um Katia in Kreuzlingen zu sehen. »Der Zoll hat sie zurückgewiesen.«
