Thomas Mann an Otto Grautoff

Übersendet G. seine letzten in Italien und München entstandenen Arbeiten. – Verfehlte kürzlich eine Verabredung mit O. E. Hartleben, der ihn für die Mitarbeit am ›Simplicissimus‹ gewinnen wollte. – Verurteilt G.’s Gedichte als völlig geschmacklos. Freut sich über den Abschluss seiner Buchhändlerlehre und seine Absicht, nach München zu kommen. Gibt ihm Ratschläge für seine »litterarische Bildung«: »Lies nur, was Dich interessiert.« – »Ich lese augenblicklich ausschließlich französisch, was ich endlich gründlich lernen muß, und ich kenne jetzt kaum einen feineren Genuß, als die Lektüre Maupassant’scher Novellen, dieser kleinen waghalsigen Geschichten, die unübersetzt und unübersetzbar sind. Auch Bourget ist ja im Original etwas unvergleichlich Anderes [...]« Ebenso die französische Schule von 1830, Balzac, Mérimée, Stendhal, »und die großen Kritiker!«