Thomas Mann an Curt Riess, Vorstandsmitglied des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller im Exil, New York
- Zeitraum
- Donnerstag, 2. November 1939
- Datierung
- 2.11.1939
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Die Kundgebung [des im Exil gegründeten Schutzverbandes deutscher Schriftsteller zum Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin] billige er und er habe eine Stellungnahme »gegen die allerdings so fragwürdige russische Politik« dabei nicht vermisst. Sein Gefühl billige es nicht, Stalin für den Hauptschuldigen am Krieg zu erklären und das Hitler-Regime damit zu entlasten. »Wir stehen heute in der Katastrophe, die das nationalsozialistische Regime von allem Anbeginn in sich trug und die ich in meinen persönlichen politischen Äußerungen seit sechs und einem halben Jahr für unvermeidbar erklärt habe. Daß an der Auslösung dieser Katastrophe der Stalinismus verhängnisvoll beteiligt war, hat für mich einen mehr oder weniger akcidentiellen Charakter, und ich kann darüber nicht vergessen, daß dieser Krieg, auch im Bewußtsein der kämpfenden Demokratien, der Beseitigung des schändlichen deutschen Machthaber-Klüngels gilt und nichts anderem.« Die kommunistische Weltanschauung habe in seinen Augen »volle Lebensberechtigung«. Trotzdem wolle er nicht länger Ehrenpräsident des Verbandes bleiben, wenn dieser sich »mit dem gegenwärtigen Stalinkurs« identifiziere.
