Thomas Mann an Hans von Hülsen
- Zeitraum
- Montag, 25. April 1910
- Datierung
- 25.4.1910
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Hat am gestrigen Sonntag H.s ihm übersandte Arbeiten gelesen. Findet sie nicht gut. H. möge ihn nicht für hart und grob halten, weil er es ihm unumwunden sage. Er würde es nicht tun, wenn er nicht glaube, dass H. mit der Zeit Besseres hervorbringen werde. Das Drama [Tristan] halte er für durchaus schülerhaft. In der Novelle ›Der Kreuzträger‹ sei eine gewisse natürliche Erzählungskunst festzustellen; es sei aber alles noch im Werden: »Und wie dürfte es anders sein? Was ich in Ihren Jahren machte, taugte, glaube ich, nicht weniger.« Wenn H. die Literatur wirklich liebe, wenn er zu erleben und zu lernen wisse, wenn er Talent habe, so werde jeder seiner Schritte sicherer werden. »Seien Sie mir nicht böse wegen meiner Offenheit; ich möchte Sie nicht mit ausweichenden Redensarten abspeisen.«
