Thomas Mann an Agnes E. Meyer
- Zeitraum
- Samstag, 9. August 1941
- Datierung
- 9.8.1941
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Erzählt von mehreren Abenden mit Gästen, denen er das Kapitel von den beiden Hofherren im ›Joseph IV‹ vorgelesen hat und das viel Verwunderung erregt habe. »Das mit dem großen Gottes- und Göttergespräch kann ich nicht erst anfangen – das ist une mer à boire im Kleinen, wie das Ganze im Großen.« – Unterbrach die Arbeit am Roman und schreibt die Einleitung zu den Predigten Pastor Niemöllers, um die der New Yorker Verlag gebeten hat. M. wundere sich vielleicht, dass er dies tue, aber er wolle sein Bestes tun, um die Empörung über Niemöllers Schicksal wieder aufzufrischen. Hat sich entschlossen, eine Eingabe Reinhard Niebuhrs an Roosevelt zu unterschreiben, »worin von weiterem Courtoisieren der amerikanischen Regierung gegen ›Vichy‹ gewarnt wird«. Hat den ihm angetragenen Vorsitz einer Vereinigung ehemaliger Funktionäre der deutschen Republik und Mitglieder des Reichstages abgelehnt, die so etwas wie ein ›Free Germany‹ vorstellen wollen und in einem zukünftigen Deutschland eine Rolle spielen möchten. Er möchte nicht die Rolle eines Masaryk spielen. »Der hatte politischen Glauben an sein Volk, und eben den habe ich nicht.« – Es hat ihn gefreut, dass Eugene Meyer seine lobenden Worte über Coyles ›America‹ sich zur Propaganda ausbat. – Erika schreibe wohlgemut aus London. Es habe sich von den Bombenangriffen erholt, die Bewohner genössen ihr Leben, füllten die Theater, Restaurants usw. »Sehr begreiflich, wenn auch die Wiederkehr des Grauens immer noch möglich ist.« Glaubt nunmehr, dass Russland der Anfang vom Ende des Untiers ist, sei es auch nur ein sehr allmählicher Anfang.
